Khirisimasi yabwino! - Frohe Weihnachten!


Dieses Jahr hatte ich die Gelegenheit die Weihnachtstage einmal in einer komplett anderen Umgebung und mit komplett anderen Menschen zu verbringen.

Jedoch möchte ich beim erzählen schon mit der Adventszeit beginnen. Richtig in Weihnachtsstimmung bin ich nicht wirklich gekommen. Bei Temperaturen teilweise über 30 Grad ist es nicht ganz leicht an die Festtage zu denken, wenn man Weihnachten zuvor immer nur mit kaltem, winterlichen Wetter verknüpft hatte. Die Adventszeit war hier schon etwas "besonderes" aber für mich nicht die klassische Adventszeit die ich kannte. Mir kam es so vor, als würden wir Weihnachten nur "spielen" und es sei eigentlich August. Doch zwischenzeitlich kamen immer auch kleine Momente der Gemütlichkeit in denen ich dann auch einen kleinen Funken von Weihnachtsstimmung spüren konnte.

Ich habe in der Vorweihnachtszeit ein Paket von meinen Eltern erhalten. In dem waren unter anderem Plätzchen, Tee und Konserven mit denen ich das für mich klassische Weihnachtsessen zubereiten konnte.

So gab es also Momente in denen es draußen in Strömen geregnet hat, wir ausnahmsweise auch Strom hatten und ich es mir mit einem weihnachtlichen Tee, einer Wärmflasche, den Plätzchen und einem guten Buch gemütlich gemacht habe. Im Hintergrund lief dann natürlich noch die Weihnachts-CD von Michael Buble´, die für mich der Inbegriff von Weihnachtsmusik in englischer Sprache ist, und schon hat ein wenig Weihnachtsstimmung Einzug gehalten. Die war aber leider nicht immer sehr lang anhaltend.

Anderthalb Wochen vor Weihnachten haben Lisa-Marie (meine Mitfreiwillige, die auch an der Schule arbeitet) und ich eine "Weihnachtsfeier" in Form eines gemütlichen Beisammenseins geplant und dazu acht von den "jungen" Arbeitskollegen in den Kindergarten eingeladen um dort in einem Raum einen netten Nachmittag zu verbringen. Da es hier in Malawi eine unausgesprochene Regel gibt, die "no meeting without eating" (kein Treffen ohne essen) heißt, haben wir Tee gekocht, Plätzchenteller fertig gemacht und bei einer Nachbarin Samosas bestellt. Das sind gefüllte Teigtaschen, die frittiert werden. In unserem Fall waren sie mit Fleisch gefüllt.
Eine gute halbe Stunde nach der vereinbarten Zeit kamen dann auch die Ersten (und Letzten). Die meisten Malawier nehmen es mit der Pünktlichkeit nämlich nicht so genau, aber das war etwas, womit wir schon gerechnet hatten. Womit wir allerdings nicht gerechnet hatten war, dass nur vier Lehrer unsere Einladung annehmen. (Wie sich später herausstellte waren die anderen kurzfristig verhindert). Nach einem anfänglichen unangenehmen Schweigen haben wir ihnen das Spiel "Mensch ärgere dich nicht" erklärt und gespielt. Das hat für viele Lacher gesorgt und die Stimmung ungemein gelockert. Nach dem Spiel war die Stimmung sehr schön und wir haben angefangen zu tanzen. Die Lehrer haben uns "traditionelle Tänze" gezeigt und Lisa-Marie und ich haben ihnen "Standardtanz" vorgeführt. Nachdem sie vergeblich versucht haben die Tanzschritte nachzumachen konnten wir auch einmal über sie lachen, nachdem Lisa-Marie und ich sonst immer herzlich ausgelacht werden, wenn wir uns an die traditionellen Tänze wagen. Das Auslachen nehme ich hier keineswegs als verletzend oder fies wahr, sondern wirklich als herzlich und freundlich, das ist nicht so leicht zu beschreiben. Nachdem nun also jeder einmal "ausgelacht" wurde haben wir nach Lust und Laune weiter getanzt. Es war eine wirklich sehr schöne und ausgelassene Stimmung. Als wir dann langsam müde vom ganzen Tanzen wurden, haben wir uns noch über die malawische und die deutsche Kultur unterhalten. Wir konnten einige Fragen stellen, die sie uns beantwortet haben, aber auch umgekehrt wurden wir einiges gefragt und haben uns bemüht alles zu beantworten. Nach insgesamt über fünfeinhalb Stunden haben sie sich verabschiedet. Alles in allem habe ich den Nachmittag / Abend sehr genossen. Insbesondere das Gespräch am Ende hat mir einmal wieder deutlich vor Augen geführt, dass es nicht die eine "perfekte" Kultur gibt, sondern jede Kultur Schatten und Sonnenseiten hat.  


Heiligabend bei 32 Grad

Die Woche vor Heiligabend hatte ich täglich Chorproben, die nicht selten auch drei Stunden lang waren, da der Chor in dem ich singe am 24.12. in der abendlichen Messe aufgetreten ist.

Meine Mitfreiwilligen und ich haben uns überlegt, dass wir nachmittags Kochen und gemeinsam essen, anschließend die Bescherung machen, bevor ich dann auch schon wieder los zur Kirche musste, da sich der Chor vorher noch einmal getroffen hat.
Unser süßes, kleines, krummes Plastiktännchen
 Am 24. habe ich dann also meine Konserven geöffnet und in Rekordzeit stand dann auch schon mein Weihnachtsmahl auf dem Tisch. Es gab Rotkohl, Klöße und Rinderrouladen. Außerdem haben wir uns auch noch Kinderpunsch gekocht. Beim Trinken kamen dann Kindheitserinnerungen hoch. Nach dem Essen haben wir uns dann gegenseitig beschenkt. Lisa-Marie hat mir unter anderem eine Flasche Mineralwasser geschenkt, was mich wirklich in große Freude versetzt hat. Hätte ich letztes Jahr zu Weihnachten von meiner Familie eine Flasche Mineralwasser bekommen, hätte ich gedacht sie machen Witze. Dieses Jahr war es wirklich ein tolles Geschenk. In Deutschland habe ich fast ausschließlich Mineralwasser getrunken und das fehlt mir hier manchmal. So habe ich die letzten Male als ich in der Hauptstadt war die Supermärkte nach Mineralwasser abgesucht, das war aber immer leer und hier ist es auch nicht zwangsläufig so, dass die vergriffene Ware zeitnahe nachgeliefert wird. Nun werde ich auf einen besonderen Tag warten, an dem ich mir das Mineralwasser gönne. (Vielleicht ja an Silvester...?).

Der Gottesdienst hat zweieinhalb Stunden gedauert. Kleine Mädchen haben in weißen Kleidchen während der Lieder getanzt. Das sah super süß aus.
Während des Gottesdienstes herrschte eine schöne, festliche Atmosphäre.
Schwester Flaviana und Schwester Raynelda haben in der Kirche die Tanne geschmückt und die Krippe aufgestellt.
Im Anschluss an die Festmesse sind wir Freiwilligen zu dem Schwestern zur Bescherung gegangen. Die Schwestern hatten einen geschmückten Plastik Weihnachtsbaum im Raum stehen, was mir das vertraute Gefühl von Weihnachten gegeben hat. Gemeinsam haben wir angestoßen und uns gegenseitig beschenkt. Es kam mir persönlich sehr familiär vor. Nachdem wir uns noch eine Weile unterhalten hatten haben wir uns nach Hause aufgemacht. Dort haben wir uns auf unsere Zimmer zurückgezogen um mit unseren Familien zu telefonieren.


...Und nun etwas zu dem Malawischen Weihnachten:

Ich habe mir von einem befreundeten Lehrer erklären lassen, dass es häufig so abläuft:

·         Am 24.12. gehen einige zur Kirche. Dieser Tag wird nicht von allen gefeiert.

·         Am 25.12. besuchen die meisten Christen morgens die Messe und feiern nachmittags in ihren Familien

·         Am 26.12. ist der "Boxing Day", an dem Geschenke geöffnet werden.

·         Zudem essen fast alle Reis zu Weihnachten. Das habe ich zuvor hier schon häufiger gehört. Reis isst man hier nur an "Festtagen". Somit sei es etwas besonderes.
Nun bleibt mir nur noch zu sagen, dass ich hoffe, dass ihr alle auch schöne Feiertage hattet. Ich versuche in den nächsten Tagen wieder etwas hochzuladen. In den letzten Monaten habe ich nämlich noch so viele Dinge erlebt, von denen ich noch nichts geschrieben habe.
Tionana (Wir sehen uns / Bis bald / Tschüss)
Eure Anna

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