Zu Gast auf einer Hochzeit
Am Samstag (26.08.) waren wir gemeinsam mit unserer Amama bei einer Hochzeit. Wir Freiwilligen haben also wieder unsere weißen Blusen aus unseren Koffern gekramt und uns anschließend gemeinsam mit der Amama auf den Weg gemacht. Nach 45 Minuten Fußweg, durch die pralle Mittagssonne, auf einer unbefestigten Straße, sind wir dann in dem Dorf angelangt, in dem die Hochzeit stattfinden sollte. Sofort wurden wir wieder von ca. 20 Kindern "verfolgt". Die meisten Menschen kamen wieder auf uns zu, haben uns die Hand gereicht, uns begrüßt und/oder willkommen geheißen. Vor einem kleinen Haus wurde schnell eine Bambusmatte für uns ausgerollt, damit wir dort Platznehmen konnten. Die Amama kannte fast jeden in diesem Dorf. Wenig später meinte die Amama zu uns, dass wir mit ihr mit kommen sollten. So sind wir ihr dann in das Häuschen gefolgt. Eine Frau hatte, während wir draußen saßen, für uns Reis und etwas Fleisch gekocht. Auf dem Boden lagen Matten, auf die wir uns setzten. An den Wänden hingen verschiedene Stoffe. Wir waren alle sehr angetan von der Atmosphäre. Ich persönlich war auch sehr überrascht, wie gemütlich es in dem Häuschen war. Die Amama hat zu uns "Karibu" (greif zu) gesagt. Also haben wir begonnen uns das Essen schmecken zu lassen. Es war ganz schön zu sehen, wie wir alle den Moment genossen haben. Amama hat uns sogar gefragt ob einer von uns eine Kamera dabei hat und ob wir gemeinsam ein Foto machen wollen. Es war wirklich sehr, sehr schön.
Einige Freiwillige gemeinsam mit der Amama beim Essen in dem Häuschen |
Nach dem Essen sind wir wieder nach draußen gegangen und haben
an der Hochzeit teilgenommen. Die angehenden Schwestern, bei denen wir neulich
zu Gast waren, waren auch da. Insgesamt waren es ziemlich viele Menschen, die
wie um einen Kreis herum standen, um dem Brautpaar bzw. den Aktionen in der
Mitte des Kreises zuzusehen. Durch große Lautsprecher lief laute Musik und das
Brautpaar hat ein wenig auf der Stelle getanzt.
Irgendwann ging die Geschenkübergabe los. Dafür ist man immer in Gruppen
durch einen Torbogen hindurch in den Kreis getanzt. Während der Dauer eines
Liedes hat man dann getanzt und irgendwann zwischen durch das Geld bzw. die
Geschenke in einen Korb gelegt. Wir hatten etwas Geld für das Brautpaar
mitgenommen und haben dann auch versucht es "richtig" zu überreichen.
Gemeinsam mit einer Gruppe von Leuten, die wir schon kannten, sind wir
hineingetanzt und haben unser Bestes gegeben. Die vielen Menschen um uns herum
haben wir auf jeden Fall gut unterhalten, sie waren am lachen und haben uns
etwas zugerufen. Das Lachen klang in meinen Ohren wie "Auslachen",
aber auf eine liebevolle Weise (Ich kann es übrigens sehr gut nachvollziehen,
dass sie gelacht haben). Als das Lied zu Ende war, war ich ein wenig
erleichtert, doch dann habe ich den "Moderator" gehört, wie er meinte
"Welcome to our friends from Germany". Er hat uns auch noch gefragt,
ob wir die Stimmung genießen und meinte abschließend, dass er extra noch ein
weiteres Lied abspielen wird, weil er uns Deutsche tanzen sehen möchte. Also
haben wir noch ein Lied lang getanzt und wieder einmal das Publikum zum Lachen
bringen können. Das Brautpaar hat die ganze Zeit sehr ernst geguckt und den
Blick leicht auf den Boden gesenkt gehabt. Es sah in meinen Augen nicht
wirklich glücklich aus.
In der nächsten "Malwian culture lesson" haben wir
der für uns zuständigen Schwester von der Hochzeit erzählt und ihr auch von den
Eindruck berichtet, dass das Brautpaar in unseren Augen nicht wirklich
glücklich gewirkt habe. Sie hat uns dann erzählt, dass es hier üblich sei, sich
am Tage der Hochzeit nicht mehr nach einem anderen Partner umzuschauen und sie deswegen
beide leicht nach unten geguckt haben um ihre Entschiedenheit zum Ausdruck zu
bringen. Des Weiteren hat uns die Schwester viel rund um das Thema Hochzeit und
Ehe in Malawi berichtet. Interessant fand ich es auch, dass es üblich ist bei
einer Hochzeit innerhalb des Stammes der Chewa, dass der Mann ein bis zwei Kühe
(oder Geld beziehungsweise andere Gegenstände, die dem Wert zweier Kühe
entsprechen) der Familie der Frau schenkt.
Ich fand es sehr spannend die andere Kultur auch an Hand
einer Hochzeit kennen zu lernen. Alle Menschen denen wir erzählt haben, dass
man in Deutschland eingeladen sein muss, um an einer Hochzeit teilzunehmen,
waren sehr überrascht. Hier lädt man
manche wohl auch gezielt zu einer Hochzeit ein, aber auch wenn man nicht
eingeladen ist sei das kein Grund nicht daran teilzunehmen.
einige Kinder haben ganz gespannt die Hochzeit von Hinten beobachtet |
Kommentare
Kommentar veröffentlichen