Abschied, Abflug, Ankunft

Nun wusste ich ja schon seit längerem, dass ich bald meinen Freunden und meiner Familie für ein Jahr lang Tschüss sagen muss. Doch irgendwie kam am Ende doch alles schneller als gedacht. So kann man nun wirklich sagen, dass ich mich sprichwörtlich mit einem lachenden und einem weinenden Auge verabschiedet habe. Ich war total gespannt, habe mich auch riesig gefreut, aber auf der anderen Seite war ich auch sehr traurig, als mir bewusst wurde, dass dieser Abschied von meinen Lieben für ein ganzes Jahr sein würde. 

Abends bin ich gemeinsam mit 7 anderen Freiwilligen, die auch ihr MaZ Jahr in Malawi verbringen werden, in Frankfurt am Main los geflogen Richtung Süden. Am nächsten Morgen sind wir dann in Johannesburg (Südafrika) angekommen. Unseren Anschlussflug hätten wir beinahe verpasst, jedoch ist glücklicherweise noch einmal alles gut gegangen, sodass wir mittags freundlich in Lilongwe am Flughafen empfangen wurden. Einige Schwestern, ein Lehrer und einige starke Männer haben uns sofort geholfen das viele Gepäck in dem kleinen Transporter zu verstauen. Alleine das war schon das erste Abenteuer. Als dann anschließend das ganze Gepäck und zuletzt auch wir verstaut waren, sind wir weiter gefahren um zu Mittag zu essen und einige organisatorische Dinge zu erledigen, wie das Abheben von Geld oder das Beschaffen einer SIM-Karte. Als alles erledigt war, ging es weiter nach Ludzi wo wir bei unserem neuen Zuhause für die nächsten 2 Wochen (für das Einführungsseminar), kurz vor Sonnenuntergang, eingetroffen sind. Gemeinsam mit den Schwestern haben wir dann zu Abend gegessen. Das Essen war sehr lecker und sie haben uns mit Liedern willkommen geheißen. Die Sonne geht hier immer um circa 17:30 Uhr unter, sodass es um 18 Uhr schon komplett dunkel ist. Somit sind wir nach dem Essen todmüde unter unsere Moskitonetze in unser Bett geschlüpft. 
Heute (Freitag, 18.08.) war unser erster vollständige Tag hier in Ludzi. Nach dem Frühstück sind wir circa eine halbe Stunde lang mit einem kleinen Transporter bis in die nächst größere Stadt gefahren. Auf dem Weg dorthin haben wir einige Menschen gesehen, die uns "Azungu" (Weißer) zugerufen haben. Mir ist stark aufgefallen, dass sie auf uns gezeigt und uns oft zu gewunken haben. Ich hatte das Gefühl, dass sie sehr überrascht waren uns zu sehen. Unterwegs haben wir viele Leute gesehen, die auf Fahrradtaxen gefahren sind. Teilweise waren vier Personen auf einem Fahrrad. Bei einem Beispiel hat ein Mann das Fahrrad gefahren, eine Frau saß auf einem Polster auf dem Gepäckträger und hatte ihr kleines Kind auf dem Rücken in einer Chitenje festgebunden und ihr Sohn saß zwischen ihr und dem Fahrer. Als wir wenig später angekommen waren, haben wir dort Gemüse gekauft und uns anschließend unsere erste Chitenje ausgesucht und gekauft.  Chitenjen sind große Stoffstücke, die verschiedene Funktionen haben. Zum einen tragen Frauen ihre Babys in Chitenjen meist auf dem Rücken, aber sie werden auch als Rock zum Schutz vor Dreck beim Arbeiten verwendet oder als Turban gewickelt, um Schutz vor der Sonne zu bekommen, oder Einkäufe werden in der Chitenje auf dem Kopf transportiert. Sie hat auch noch viele andere Funktionen. Diese alle aufzuzählen würde an dieser Stelle den Rahmen sprengen. Zurück in Ludzi ging es mit dem Mittagessen weiter, das hatte die Haushälterin für uns vorbereitet. Als wir alle gesättigt waren, habe ich der Haushälterin beim ausräumen der Einkäufe geholfen und wir haben begonnen, gemeinsam mit einer anderen Freiwilligen, das Abendessen vorzubereiten. Nach einigen Vorbereitungen sind wir Freiwilligen zusammen die Straße entlang gelaufen, die durch das Dorf führt. Viele Menschen waren  dort unterwegs und einige saßen an den Häusern links und rechts des Weges. Hier gilt wieder das gleiche, wie auf dem Weg zur größeren Stadt. Uns wurde oft zugewunken, viele lächelten uns an oder riefen "Azungu" und zeigten auf uns. Wir haben uns bei einigen Frauen mit ihren Kindern dazu gesetzt, nach dem sie uns dazu aufgefordert hatten, und haben uns bemüht eine Unterhaltung zu führen mit den paar Brocken Chichewa, die wir bis jetzt können. Zwei Frauen sprachen sehr gut Englisch, sodass wir, als wir an unsere sprachlichen Grenzen geraten sind, schnell zu Englisch wechseln konnten. Das war eine große Motivation für uns in Zukunft mehr Chichewa zu lernen. Als wir weiter gegangen sind, wurden wir von weiteren Menschen begrüßt. Die Kinder standen meist sehr aufgeregt und lachend am Straßenrand und haben uns Hallo zugerufen und gewunken. Bloß ein ziemlich kleiner Junge hat angefangen zu weinen. Vielleicht waren wir die ersten weißen Menschen, die er in seinem jungen Leben gesehen hat? Die Mutter und wir acht freiwilligen mussten über diese Situation sehr lachen. Schnell gab es zwei kleine Mädchen die uns singend und tanzend hinterher gelaufen sind und "Azungu, Azungu" (weiße, weiße) gesungen haben. Ich hatte noch nie so sehr das Gefühl aufgrund meiner Hautfarbe herauszustechen. Was ich persönlich ganz schrecklich finde ist, wenn sich Menschen vor uns verneigen oder extra in die Hocke gehen. Sehr auffallend ist aber auch die Herzlichkeit, die uns gegenüber gebracht wird. Wir hören ganz oft "Takulandirani" (Willkommen) und werden meistens mit einem strahlenden Lächeln begrüßt. Man fühlt sich dann wirklich willkommen geheißen.



Wir Freiwilligen mit unseren neuen Chitenjen


Als dann endlich alle Koffer in dem Transporter verstaut waren


Hoch motiviert ging die Fahrt in dem Transporter dann los

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